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Dienstag, 14. Oktober 2014

Mondkind

Mondkind


Und es bleibt die Nacht.
Nur allzu weit entfernte Sonnen
kreisen, dunkle Erinnerungen
an den Einen
der, wiederkehrend, dennoch
nichts als Dürre bringen wird
den ewig abhängigen
Weg vorschreibend, unausdenkbar
ihn zu verlassen, Kreis um Kreis
Sicherheit –
die Vielgesichtige dem Einen zugewandt
blind – sehender Janus
Kopfkreisel
einen Blick zu erhaschen der
falsch ist, immer falsch immer
geblendet: blind-
geglaubtes Licht
augenschließend skelettierend
mondverliebter
Schädelfetischist sanft nur
Angesichts des
Toten
das mich immer anblickt
großäugig, lächelnd, ganz
nah
Anschein des Einen
Mörder im Mond
in meinen Knochen
vor meinem dunklen Gesicht
hinter sinkenden Lidern
fang’ ich an
dir zu gleichen
und es bleibt
die Nacht.

Freitag, 22. August 2014

Rapunzel

Rapunzel


Rapunzelfrau ist tot.
Die Wurzelvögel fliegen.

Du, sage ich, schließe die Augen
der Anderen und prüfe
deine Habe. Inspiziere
deine Vorräte, wirf mir heraus
was verloren ist. Ich
werde nicht zurückkehren.

In deinen Garten säte ich
was lebt und lockt und
meine Schattin.

In deinem Keller reift
verliessverlassen
die Unvergängliche
trägt Früchte isst
Stunden unsichtbar
vor deinem Spiegel.

Komm mir
in den Keller, sagt Rapunzelfrau. Erwartetest
du Pizza und Pommes frites
statt Rapunzel
in der Tiefkühltruhe? Auch Rapunzel kann
aufgetaut werden, siehst du, eines Tages,
ganz wie Schneewittchen – oder
eines Nachts. Rapunzel

kann aufstehen aus ihrem kalten Bett
kann ein Bad nehmen, die langen
Spinngilben flechten, zahnlos
den Spiegel erschrecken und
die Wand hinaufgleiten
ins Turmzimmer.

Rapunzelfrau lass
dein Haar herunter
wirst du rufen und mein
achtzig Jahre altes
silbernes Haar trägt
dein kurzes Leben
ganz
leicht.

Montag, 7. April 2014

Die Frau am Brunnen

DIE FRAU AM BRUNNEN


Jagababa saß auf dem Rande eines Brunnens und spann Wasser. Feine Fäden zupfte sie aus der Kunkel, denn statt eines Eimers hing ein Rockenstab über dem Brunnenspiegel, der war umwirbelt von dem klarsten Wasser, umsprüht von den feinsten Tröpfchen, die im schwarzen Haar der Spinnerin silbern auffunkelten. Der Wasserfaden aber wickelte sich ganz von selbst auf eine eschene Spindel, und eine lebendige Spinne diente als Wirtel. Mit jeder Umdrehung der Spindel wechselten Tag und Nacht, es funkelte und blitzte um sie herum als blinzele das Licht mit den Augen, und es breitete sich von der Spindel her in aufatmenden Kreisen, als habe man einen Stein in den Himmel geworfen. Immer neuen Faden zog Jagababa aus dem Wasservlies heraus mit dünnhäutigen Fingerspitzen, die ihn fein zwirbelten und drehten; doch dann floss die Spindel über und der Faden glitt von der Spindel über den Rücken der Wirtelspinne auf den Boden.

Da kam Bruder Wind, das Söhnchen von Jagababa, und er spielte mit den Wasserfäden und blies mit dem Mund Regenbögen zum grauen Himmel. „Bringe mir nicht mein Garn durcheinander, Söhnchen!“, sagte Jagababa zum Wind. „Du kannst dich genau so gut nützlich machen und es aufwickeln!“ Wind sah sich um, und das Einzige, was es gab, war ein großer Stein, höher als der höchste Berg, von dem du je in einem Märchen gehört hast, breiter als der breite Berg, um den du im Traum nicht in hundert Jahren herumgehen kannst. Den nahm Söhnchen Wind und wickelte das Wasser darauf. Doch das feine Wassergarn scheuerte sich an den Ecken des Steinwürfels und riss an seinen Kanten, zerriss und fiel zu Boden. „Du verdirbst mir ja mein Garn!“, sagte die weiße Jagababa. „Mache den Stein rund und glatt für die Sinne, so wird es nicht reißen.“ Denn sie spann immer weiter, und das Garn lag schon schäumend um ihre Füße wie ein Meer.

Aber so oft Bruder Wind auch um den Stein fuhr, er glättete sich nicht, und Jagababa wurde immer ungeduldiger, denn hatte sie erst nur nasse Füße gehabt, so hatte sie jetzt schon nasse Knie. „So schnell kann dir nur rote Magie den Stein schleifen und die Knochen wärmen!“ sagte Bruder Wind schließlich zornig. Also rief Jagababa ihr anderes Söhnchen, das war Brüderchen Feuer, und Brüderchen Feuer fuhr um Jagababas Beine und in Mütterchen Steins Bauch, und sein Atem glühte und kochte, bis sie so weich war wie Hirsebrei, und Wind drehte die Steinfrau in den frostigen Händen und glättete ihre Haut. Da wurde Mütterchen Stein außen kühl und glatt und fest, und Bruder Feuer konnte nicht mehr heraus. Das sah Brüderchen Wind und wickelte schnell das Wassergarn um den Steinleib, damit Jagababa nicht merken sollte, dass sein kleiner Bruder Feuer in dem Stein gefangen war. Seine Hände waren aber ganz schmutzig von Asche und rau vom Feuer, und als alles Wasser aus dem Brunnentrog gesponnen und auf die Steinriesin gewickelt war, da waren viele Löcher und Flecken in dem Wasserkleid von Steinriesin, kleine und große.

Nun bekam Söhnchen Wind es erst Recht mit der Angst zu tun und wollte Steinriesin schnell weit forttragen; aber die weiße Spinnerin und ihre Wirtelspinne hatten flugs ein steppengroßes Netz aus den abgerissenen Wasserfäden geknüpft, die noch überall herumgelegen hatten. Damit fingen sie Brüderchen Wind, der die Steinriesin in den Armen hielt. Und auf einmal verliebte sich die kleine Wirtelspinne in die runde Riesin, spann einen Seidenfaden vom Brunnenrand in der Mitte der Welt zum kugeligen Bauch der Riesenfrau und spann so schnell, dass die Wassertropfen, die aus ihrem Pelzchen sprühten, um den langen Brückenfaden tanzten wie schimmernde Perlen um die Kette der Zarin.

Doch Jagababa sah nicht hin, sondern schielte eifersüchtig durch das Netz auf das Glück von Steinriesin und Spinne und lauschte an der klebrigen Wand und hörte, wie Töchterchen Spinne der Steinriesin den Namen Mütterchen Erde gab, weil sie schwanger war mit Brüderchen Feuer in ihrem Schoß und fruchtbar vom Brunnenwasser; die Löcher im Kleid von Mütterchen Erde aber sind ihre Kontinente, die Ascheflecken sind die Wolken, die Wassertropfen, die in den Maschen des Fangnetzes glitzern, sind ihre Sterne und Brüderchen Wind – mitgehangen, mitgefangen! – fährt noch heute um sie herum. Über der Mitte des Brunnentroges in der Mitte der Welt dreht sich bis morgen noch die Spindel, und in dem Brunnentrog steht Jagababa und bückt sich und stützt sich auf den Wockenstab und sucht mit ihrem gelben Auge am Tag und mit ihrem weißen Auge in der Nacht nach ihrem Wirtelstein, aber wie sie sich auch bückt und wie sie auch blinzelt, sie kann ihn nicht entdecken.

Die Wirtelspinne nämlich hat sich hier unter dem Kleid und dort in den feinsten Hautfalten von Mütterchen Erde verkrochen, und wer sie findet, der kann von ihr die heilige Zahl aller Spinnerinnen erfahren; für den fängt sie den Wind der Zukunft in einem Netz, und er kann sogar das Schicksal der Menschen bestimmen, wenn die Wirtelspinne ihn über ihre Brücke, die nachts am Himmel leuchtet, zur Jagababa führt; aber das tut sie nicht immer, denn ihr war sehr lange schwindelig.

Montag, 24. März 2014

Das lange Lied vom langen Sterben

Wer sterbet dem wirt auffgeladen / vil sündt schmertz quaal und schandt
Der krigt seyn dopelt maaß gemeßen / der ihm nit reicht di hant




Das lange Lied vom langen Sterben


Trommler trommelt
hör mich an
Schlagtot heiß ich
vieles weiß ich
nichts das dich retten kann
vor der Teufelsgeige der Satansfiedel
die geigt dir ein lustiges Sterbeliedel
kommt durch Haut und Knochen
ins Mark dir gekrochen
wenn du erwacht
heimlich bei Nacht
singt dir die Rattenfängerpfeife
niemand begreift den ich nicht ergreife
drum folgt mir ihr Pfaffen
ihr Gaffer und Laffen
spielet die Leier
das alte Lied
dreht auf der Feier
lustig euch mit
schon tanzen die Schellen
die gellen, die grellen
durch Därme und Hirn
hinter Brust und Stirn
Schlagetot Satan und Rattenfänger
die gnadlose Leier die Krähensänger
Friedhofsgaukler auf Grabsteinbühne
Saiten auf der Schmerzvioline
kommt ihr Leut und ratet
wer im Ofen bratet
wem der Bogen streichelt Sehnen und Knochen
kommt geschlichen kommt gekrochen
Trommler schlägt den Herztottakt
Gaukeley und Teufelspakt
aufs Rad geflochten die matten Leiber
dreht euch Kinder Männer Weiber
schwarzes Tuch und bunte Fetzen
Moritat euch zum Ergetzen
Sündenspiegel Bibelwort
immerfort immerfort
hier der Baum und dort die Grube
Jesuherz und Teufelsbube
spitzt die Ohren, lauscht und lernt
gleich ist beides euch entfernt
auf Kreuzwegmarkt und Marterfest
eingezäunt und festgesetzt
Trommler trommelt hör mich an
Schlagtot heiß ich
vieles weiß ich
nichts das dich retten kann
Bin der Doktor Eisenbarth
kurier die Leut nach meiner Art
Salbe Pulver und Phiol
Opium und Alkohol
Knochensäge, Messers Schneide
und die lange, bange Zange
dass ich euch zwicke und zwacke und fange!
Fetter Hirt und mag're Weide
Jammerschaf und Jammerwelt
weiches Fleisch und hartes Geld
Taler, Gulden und Dukaten
kommt ihr Leut und eilet
Spießgesell und Höllenbraten
bald seid ihr geheilet!
Fiedler auf der Kirchturmspitze
spielt das Lied vom langen Leid
singet Ton für Ton das Weh
weilig Weis euch in die Ohren -
wehet nicht schon Feuers Hitze
Sehet! auch auf euer Dach?
Heulet nicht im Wind der Zeit
euer eigen Klag' und Ach?
Wer ruft dem Schwartzen Kesperlin?
Ein jeder Name heißt mich!
Bin doch für euch der rechte Mann
denn manches sah ich, vieles weiß ich
das dich retten kann -
Lockt die Geige schweigt die Glocke
bläht der Wanst und fällt die Locke
greift den Hals die dürre Hand
kratzt's Gebet die wunde Kehle
tanzert's euch zum Kirchhof hin?
Dürres Bein und kurtze Seele -
gebt's dem Schwartzen Kesperlin!
Nahbei kommt des dunklen Ratten-
fängers nächt'ger Rattenzug
Rattenschatten Schattenratten
bunter Narr und Gaukelflug
zieht mit Nagen, Biss und Pest
durch dein Hirn am Kirchhofsfest -
vor dem Aug' für was es seh'
braucht's kein Kräutlein, keinen Tee
naht die Nacht mit Lug und Trug
kein Engel sich dem Sündennest -
Trommler trommelt hört die schrille
Pfeifenstimme in der Stille
dass sie eure Seelen quäle
Ton um Ton Sekunden zähle!
Ist der Festschmaus aufgetragen
sieben Gänge, sieben Plagen
lieblich steiget der Geruch!
Könnt ihr schon den Braten riechen?
Ist kein Eck' euch zu verkriechen!
Kurtzweyl auf der Grabsteinbühne
zwischen Bier- und Bratwurststand
künden Pauk' und Violine:
Die Tafel deckt das weiße Tuch!
Für die Siechen, Ausgesetzten!
Für die Krüppel und Gehetzten!
Seht das Spiel von den Gesunden
von den Fetten, von den Runden
schamlos Völlern, bußlos Sündern
von den Weybern von den Kindern
von den nimmersatten Ratten
kunstreych euch ins Bild gesetzet
dass es euch das Herz zerfetzet
von des Rattenfängers Hand.
Braten, Kraut und Erbsentopf
Klöß' und Sülz' und Schweinekopf
Süßspeys', Gerstensaft und Wein -
greift nur zu, geht's euch hinein!
Wo's nicht geht, könnt ihr nichts haben
müsst an Gedenk' und Bild euch laben.
Hält Geschleck, Geschlürf, Geschmatz
euch nicht seltsam fest am Platz?
Scheelsucht nagt, den Wanst zu füllen
Rachgrimm fragt, den Durst zu stillen
Krähensänger singen
ein moralisch Lied
von des Lebens Dingen
dass euch's Hirn verzieht:
Schmaust der Sohn ohn' Reue
frisst euch Grimm und Gier
frisst die Leber frisst die Treue -
Wölfe dort und Ratten hier -
quälet euch nicht länger!
Folgt dem Rattenfänger!
Folgt dem Schwartzen Kesperlin
folgt dem Krähensänger!
Folgt der Glocke folgt dem Pfaffen
folgt der alten Leier!
Sonne neigt und Tag sich wieder
dem Ende sich die Feier -
Gebet Ruh mit Greinen Gaffen
quälet uns nicht länger!
Knieet fromm im Beichtstuhl nieder!
Fallt auf alle Viere?
Hockt im eigen Schweiß und Koth
Trommler schlägt den Herztakt tot
Pfaff weist euch die Türe?
Schließt mit dem Gejammer!
Folgt dem Doktor Eisenbarth
in die stille Kammer!
Jedes ganz für sich allein
in sein finster Kämmerlein -
Her mit Wachsstock, Pfaff und Kirch
wollen für euch beten
dass den Kirchhof wollet nicht
lebend mehr betreten!
Lang genug habt ihr gestunken
eklig uns die Zeit vergellt
Dem Liebchen nicht und nicht dem Liebsten gefällt
wer den Darmsafft nicht hält.
Schlagtot giebt den Glocken-Ton
tief die Augen sinken
Satan fiedelt Spott und Hohn
tumb die Schellen plinken;
Kinder krächzen Krähenlieder -
hoff' wir seh'n uns nimmer wieder -
Rattenfänger pfeifet schon.
Zornig kreischt die alte Leier
Schleicht euch fort von Tisch und Freier
sammelt eure bunten Fetzen
Schmach Verzweiflung und Entsetzen -
Lang der Weg
der Weg so lang
von der letzten Feier -
Seht den Rattenfänger springen
rund um den gepfählten Zaun?
Woll'n ein Kirchenliedlein singen
und dem lieben Gott vertrau'n!
Freudlos, freundlos Einsamkeit!
Wer weist uns den Weg?
Weit der Weg
der Weg so weit -
sind die Köpfe auf dem Zaune
Rattenfängers Fang?
Wo der Narr, wo sind die Sänger, wo der Teufelsbube?
Wo der Doktor Eisenbarth in der dunklen Stube?
Wo die Leier, wo die Feier, wo das Festgeraune?
Fort sind Pfaff' und Glock' und Gott
nur der alte Schlagetot
schlägt die dumpfe Trommel -
schlägt und schlaget immer fort
einzig an dem Letzten Ort -
gantze Nacht, baldt in den Tag
schlaget uns der Pauke Schlag
haltet uns gefangen
wo all' Mensch' gegangen -
Saite würgt die Kehle
Pfeife drängt ins Ohr
Nagzahn reißt die Därme -
Und es kriecht das Kalte aus den Winkeln vor
und es dunsten Träume von dem Bett empor
und es geht die Wärme

Trommler trommelt
hör mich an
bis zum Morgenrot
weiß nichts das dich retten kann



ferne steht der Todt

Samstag, 22. März 2014

Medusa

Medusa


Herzsteinrose
zur Knospe geschlossen
herbstzeitlos und morgen
ist immer Winter
Schmetterling und Biene
tief versunken in
Bernsteindunkel
Augen aus
Tränen
schlangenverborgen
kein Lebensfunke
im Nachtsilberhaar
worterschrockene Lippen
verraten Sehnsucht
den tastenden, allesverlierenden
Händen
und Schönheit.
Vor welcher Angst soll dich, Perseus,
dein Schild bewahren
vor welcher Erinnerung schützt dich
dein Katzengold und welche Verletzung
könnte dich treffen?
Kämpfst du,
Sternensohn,
gegen schlafende Schlangen?
Kämpfst gegen die Trauer
der Gorgonen schärfst dein Schwert
gegen die sterbliche
Schuld?
Sei unbesorgt: im Schein
deiner Sonne
weht einmal noch im Sommerwind
das lebendige, schimmernde
Haar es leuchten
die Bernsteinaugen und
über warme, geöffnete Lippen
rinnt eine Träne
und es blüht
einmal noch
die Herzsteinrose.

Freitag, 21. März 2014

Kain

Kain


Sieh! Deine Finger erfassen die Rispe
des zitternden Grases –
kein Same fällt; deine Hände
umschließen den Falter, er fliegt
unverletzt.
So, wie deine Stirn die Oberfläche des Wassers
ruhig berührt, nicht störend
den Spiegel des Himmels.
Vor deinen Augen webt ein Spinnennetz.
Von deinen schlafenden Armen noch
Geschützt ruht die Libelle wie
In seinem schwanken Nest der Schilfrohrsänger
Denn deine Schultern
Streiften ihn nicht.
Leicht ist dein Körper der Erde, behutsam
Legst du dich, und nichts zerstörend,
am Feldrand nieder, und für Mohn und Kornblume
fürchte ich nicht. So
fürchtet für ihr Gelege die Feldlerche nicht,
und keine Wachtel flieht
deinen Schatten.
Deinen Fußspuren am Strand folge ich
und finde
die zarten Muschelschalen und
das durchscheinende Haus
der jungen Schnecke.

Deinen Weg geht der Tod nicht und nicht die Liebe.

Unberührt und unberührbar
trägst du das Zeichen des Lebens
durch Jahrtausende.
Aber immer enger wird dein Weg,
immer lauter das Geschrei
der Mörder.

Sieh! Du erschlugst deinen Bruder
doch wer erschlägt
deinen Gott?

Mittwoch, 12. März 2014

Eidolon

Eidolon


Denn sicher ist: wir werden untergehn.
Wir wandern nur auf altbegangnen Wegen
und wie die Sonne scheint die Liebe
über Böse und Gute
und Böse wie Gute
werfen lange Schatten
auf die Nachkommenden.

Denn sicher ist: wir sehen nur ein Trug-
Gebilde vorvergangner Zeiten und vergebens
dem eingeerbten Bildnis zu entkommen
rütteln wir an den Stäben
unserer Augenkäfige
in denen das Licht verwest
in bunten Farben.

Denn sicher ist: wir sind die Nachgedanken
des Vorgestellten, hinters Licht
vom Licht geführt und von der Dunkelheit
die uns vorangeht
in die Nacht
die uns folgt
auf den Irrwegen.

Denn sicher ist: erfrieren werden wir.
Wir greifen nach den Sternen in die Leere
und kein Feuer ist uns nahe genug
uns zu verbrennen.
Wir legen die Hände
an das Glas der Zeit
Handlanger des Raumes.

Denn sicher ist, dass wir nicht sicher sind
als Wanderer auf altbegangnen Wegen.
Aber die Liebe scheint wie die Sonne
ein kurzes Lied
das uns vergeht
eine Schattengestalt
auf dem richtigen Weg.

Dienstag, 4. März 2014

Psalm

Psalm


Da niemand diesen Stein berührt – vor wem
sollte ich knien – zu wem
sollte ich schreien?

Aus der Tiefe flüstere ich und wer
könnte mich hören außer dir,
Herr der Tiefe?

Ich bin das Menschenfleisch, dem du nicht dienen wolltest, bin
Das Ebenbild im Anfang und
Das Verfaulte am Ende.

Lichte dein Antlitz mir zu denn
vom Ende her atme ich und wer
könnte mich sehen?

Ich bin der Geist, der keine Grenzen duldet, bin
der Stolz, der sich nicht beugt, bin
wie du.

Herr des Feuers, Herr der Fliegen, siehe: dies
ist mein Blut, dies ist mein Fleisch, dies
ist das Bild.

Zerstöre es! und lache zum Gedächtnis dem,
der es erschuf. Ich aber, Herr des Lichtes,
will eine reine Flamme sein
auf deiner Hand.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Nov, 19:16

Credits


Abschiedsbrief
Ahasver
Alle Seelen
Altus
An Odysseus
Angelus
Anrufung
Antiphon
Ausgeschlossen
Ausweg
Babylon
Bruder Geier
Burgfried
Contradictio
Das lange Lied vom langen Sterben
Das Mädchen und der Tod
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