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Montag, 31. August 2015

Die Tage von Aranjuez

Die Tage von Aranjuez


Unsere sonnenuhrbemessene Zeit
wird zurückverlangt in die Nacht
und jeder Eiskristall in unsern Augen
der uns vergeht in der Wärme der Sonne
stirbt uns als Träne
im Herzen der Finsternis:
Eine Perle aus Eis um einen Sonnenfunken
Erinnerung.
Für jede Zeit, die wir der Sonne schulden
erfriert unser Herz in der Nacht
und wärmesuchend tasten Hände und Augen
nach dem Schimmer vergangenen Lichts
und finden nur den Eishauchglanz der Perlen
der uns Betrogenen die Nacht erhellt
bis uns keine Sonne
mehr wärmen kann.
Wir leben nur die Stunden
auf die kein Schatten fällt und leben nur im Licht
aber die Zeit des Lichts ist bemessen
und seine Ewigkeit
ein Gefängnis
in der Nacht.

Sonntag, 28. Juni 2015

Der Bewahrer

Der Bewahrer


Bedenkt, was ihr sagt!
Kein Wort
Geht verloren
keine
Stimme.
Die Bilder
hallen zu mir
von den Wänden –
gibt es
kein Bild das
nicht Abbild
ist
keines
das
schweigt?

Bedenkt, was ihr sagt!
Jemand
könnte es hören
immer
und immer wieder
jemand könnte
geistblind
worttaub
verstummen.

Der Bewahrer
hatte nichts
zu sagen
sagt ihr, der Bewahrer
war leer wohl
am Ende
wir
die wir dürsteten
haben ihn
getränkt
mit unseren Gedanken
mit unseren Worten
mit unseren Stimmen und
blieben doch
unbenannt.

Der Bewahrer
ist zersprungen
werdet ihr sagen und
der Brunnen –
war er nicht reich?
Ein schlechter Bewahrer
werdet ihr
sagen.
Bedenkt, was ihr sagt!

Samstag, 13. Juni 2015

Burgfried

Burgfried

Keine Aus-Sage würde sie mehr preisgeben, keine. Ein feste Burg ist unser Gott.
Ausgesagt.
Nur kein Gefühl mehr in die Rüstung eines Wortes zwängen, kein Wort mehr mit der Lanze der Bedeutung versehen, keins mehr auf das Pferd der Verlautung setzen, keinem mehr das Banner ihres Namens anvertrauen, unter das sie sich hätten scharen können zum Satz.
Nicht, da nun die Felsen spöttische Steinschlagschritte zurückträten vor der verbindlich sinkenden Zugbrücke, ihre Aussage-Ritter dem Fall überantwortend, in dem sie, sich an den Händen haltend, eine Kette bildeten, geschmiedet aus der Klage des Akkusativs, der Schwerkraft des Dativs, der Ausweglosigkeit des Genitivs, der Unbeugsamkeit des Nominativs, und schon im Fall erklängen die unvermeidbaren Fragen der Echos der Rufe der fallenden Ritter: Wen? Wem? Wessen? Wer?
Von den Echos gelockt und auf der falschen Seite des Abgrunds, ihr gegenüber, bezögen die Fragen jetzt Stellung, oder wäre es die richtige Seite? Sie versammelte die rechten Antworten um sich zur linken Hand, aber nicht in den Kampf schickte sie sie, in den sie immer noch wollten, geharnischt über die Zugbrücke, die sie vielmehr hochkurbelte diesmal, schwitzend vor Angst, denn noch immer hätten die Felsen, eben noch sich entziehend, zurückstürzen können zu ihrer Macht, und sie erinnerte sich, wie einst ihre Antworten die feindlichen Heere der Fragen niedergemetzelt, die keine Chance gehabt hatten mit ihren Fragezeichen-Peitschen gegen die blitzenden Ausrufezeichen-Schwerter der Antworten.
Damit die Fragen sicher wären vor der Wahrheit, sperrte sie ihre Antworten in den Schuldturm, drehte den Schlüssel dreimal herum und lief, den verdrehten, unbrauchbar gewordenen Schlüssel in den Burggraben zu werfen, und während der Schlüssel sich immer noch in die Tiefe schraubte, überhörte sie die Stellung der Fragen, lauschte.
Der Schlüssel fiel, echolos zum Glück.
Hoch über ihr verband die Zugbrücke das Schloss mit einem nicht zurückweichenden Himmel, leitergleich.
Sie beobachtete die auf- und niedersteigenden Engel, setzte ihren Fuß auf die erste Leitersprosse, griff schon nach der sechsten, stieg hinauf, sah hinunter, schwindelfrei.
Kein Wort würde sie mehr besagen.

Dienstag, 2. Juni 2015

Altus

Altus


Ich bin
des Raben Flug : über den Meer
der Toten
der blinde Stein : unter dem Berg
im Norden
der stumme Teich : des Neumondhimmels Spiegel
und Sternlos
die hohe Eibe : deren Wurzeln grabestief von mir
sich nähren.


Das Land bin ich, vor langer Zeit versunken,
der Lava, die vor langer Zeit erstarrt
vergang'ne Glut.

Des Himmels bin ich, der mir abgeschworen,
des Schattens Schatten, dem der Hades selbst
das Tor verschloss.


Hoch über mir der Leitstern bin ich, längst erloschen
ich bin der bleiche Wind, der nirgends weht
Ich bin das Fleisch, das fällt von meinen Knochen
Ich bin das Wort, auf dem kein Name steht

Montag, 1. Juni 2015

Sterne

Sterne


Auf ewigdunkler Erde sind wir
du + ich
und sitzen Hand in Hand und ahnen fern
die Sterne über Nebel irren
leis und kalt.

Im Nebel nur sind wir einander da
du + ich
und liegen dicht zusammen, nah genug
dass wir uns sehn und miteinander reden
und uns wärmen.

Der Nebel aus Ersticken und Erfrieren
darf uns nicht mehr erschrecken: dich + mich –
Doch schweige nicht! Wer schweigt, der kann nicht sehen –
Und schließ die Augen nicht! Denn wer nicht sieht
bleibt stumm.

Bleibe! Du kannst dem Nebel nicht entfliehn.
Das Licht lässt uns erblinden und
Verstummen. Flieh! Denn wir können nur im Licht uns
blind + stumm
und die Sterne
erkennen.

Freitag, 22. Mai 2015

Das Mädchen und der Tod

Das Mädchen und der Tod


Nachts vor dem Fernseher
rege ich meine alten Hände in meinem nackten Schoß
umkreise die Möglichkeiten
für Gott oder den Fernsehsprecher.
Meine exhibitionistischen Damen, sagt er, zur masturbatorischen Euthanasie
sind Sie leider zu spät gekommen: Keine begehrliche Hand

wird der Tod
nach Ihnen ausstrecken
keinen unsterblichen Kuss
ersehenen
sein Gebiss wird vollständig
seine Knochen fest
und sein Schädel faltenlos sein:

Er wird Sie mitnehmen
wie ein Müllwerker eine stinkende
Biotonne - Ihre schöne Seele
schmiegt sich nicht
in die Arme
des Todes.
Der vergebliche Schmerz
in Brüsten und Genitalien
wird durch keine Vereinigung
getrübt werden.

Nur Christus Jesus
der den Lazarus erweckte und Aussätzige liebte
wird sich Ihrer noch annehmen
widerwillig
und wünschend, er sähe sie nicht
die Auferstehung
Ihres Fleisches

nachts vor dem Fernseher
den zuckenden
Schoß

Dienstag, 19. Mai 2015

Trinken

Trinken


Ich habe mich entschlossen viel
zu trinken wie
eine Pflanze mit großen
saftigen Blättern einer
runden, fleischigen
weit offenen
Blüte wie
eine Muschel zu trinken
halbversunken
im Schlamm
zu trinken
wie
die Mulde im Erdreich das
frische, kaum eingesunkene
Grab in dem
meine Knochen dürsten
meine Augenhöhlen verlangen
nach Tränen meine Fingerknochen
spielen eine Regenmelodie
auf dem Schambein
mein Mund trinkt
wie die Erde
den Samen ich
habe mich entschlossen
viel zu trinken bis
mein Becken sich füllt ein
Fischteich dem du
Moorkärpfchen
in die Sonne
entschlüpfst.

Sonntag, 17. Mai 2015

Israfels Lied

Israfels Lied


Meine Laute aus Glas
Leuchtet im Dunkel
Vergangener Tage
Auf sieben silbernen Saiten spiele ich
Die Farben der Schöpfung
Der Zukunft vor

Und singe mein Lied –
Wer hörts, wer verstehts?
Was ich singe, entsteht
Was ich schweige, vergeht
Und funkelnd und ohne Erbarmen
Wie mein Gesang bin ich

Ein Traum des Herrn der Farben und des Lichtes
Ein Gedanke des Alten vom Berg aus Kristall
Bin ich und preise und lobe den Herrn
Dem ich spielen darf seit Anbeginn und singen
Von allem Erschaffnen dass es sei und werde
In Seinem Namen

Den nur ich weiß und der nirgends wohnt
Als in meinem Herzen
Auf dem ich Galaxien spiele und Atome
Den niemand nennt als mein Mund
Der von Engeln singt, von Menschen und von Würmern
Und von Ihm.
So spiele ich die Welten und die Sterne
Und Berg und Meer und Sonnenuntergang
Und jedes Baumes Leben, Frucht und Tod
Und jedes Mückensirren und nie
Darf mein Gesang ermüden noch meine Freude.
Aber mein Blut färbt die Silbersaiten

Und trüb wird mein Gesang und gleicht dem Regenbogen
Nicht mehr; und jeder Ton fällt wie ein Marmortropfen
In das Lied meines Sklavenherzens und
Meine Laute glüht in den Farben des Hasses
Wenn ich die Ruhe singen muss, den Schlaf die Stille
Und Seinen Namen.

Und bin ich nicht Sein strahlendster Gedanke
Sein erstes Licht und Seine erste Nacht?
Was gibt es denn, das meine Stimme nicht
Und meine Laute in die Welt gebracht?
Und wenn mein Blut die Saiten golden färbt
Und mein zersprungnes Herz die Töne grau –

Sollt’ ich Ihm spielend weiter dienen, sollte
Die Schönheit meiner Stimme enden sollte
Das Glas der Laute bersten der Gesang der Saiten
Nicht silbern, golden mehr erklingen?
Erschuf ich nicht auch Ihn mit meinem Lied?
Weiß ich nicht Seinen Namen, könnt’ ich nicht
Hoch über dem kristallnen Berge funkelnd schweben

Und schweigen?

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Zuletzt aktualisiert: 12. Nov, 19:16

Credits


Abschiedsbrief
Ahasver
Alle Seelen
Altus
An Odysseus
Angelus
Anrufung
Antiphon
Ausgeschlossen
Ausweg
Babylon
Bruder Geier
Burgfried
Contradictio
Das lange Lied vom langen Sterben
Das Mädchen und der Tod
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