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Freitag, 13. November 2015

Spotlight

Spotlight


Die Nacht aus Steinen und Beton
baut harte Straßen blinde Häuser spielt
mit Neonlichtscheiben die zerschneiden
einsame Dunkelheiten jede
Straßenlaterne ein Spotlight Schlagschatten
vor dir hinter dir : du
entkommst uns nicht : schreit
blutrot eine Neonreklame
über die Ampeln brandet eine grüne Welle
im schwarzen Auto saust der Tod vorbei
menschenleer sind die Straßen wieder
überspannt von schwarzweißen schwebenden Brücken
die flimmern und stürzen von Zeit zu Zeit
und aus den Schaufenstern schauen dich an
die von weißen Balken in die Tiefe fielen
in einen Tag aus Glas und Licht : du
entkommst uns nicht : du
kühlst deine Stirn am Sicherheitsglas
atmest auf im Licht doch das
leuchtet aus vielen Augen hinter dir
liegt lauernd dein Schatten
und der blaue Gesang der Sirenen
nähert sich : du
entkommst uns nicht :
die Steine bauen Zirkelstraßen
die Häuser sehen dich nicht
es kreist das blaue, rote, grüne Licht
und das weiße Licht
wirft deinen Schatten
vor das schwarze Auto
des Todes.

Samstag, 7. November 2015

Signatur

Signatur


Kreide. Kohle. Kellerwände.
Kein Blut. Es bleibt nicht lange rot.
Im Schutt ein Ziegelstein.
Und Ton und Ockererde.
Kein Blau. Kein Grün.
Es ist so vieles tot.
Verstockt, verrußt, gerissen:
Blackground. Himmel.
Ein G, ein O, ein T, ein T
in Ocker. Eitergelb
die alte Wunde.
Und Ruß und Asche hingeworfen
für die Welt
ganz unten.
Die Kohlestücke geben Haut und Blatt und Fell
zurück in flüchtigen
schwarzen Strichen.
Kalkweiß der fette Kerzenstummel
mit ziegelroter, hungriger
Zunge.
Kein Licht. Es bleibt nicht lange hell. Nur
die Hände getaucht
in roten Ton
schlagen gegen die Wand
wieder und wieder:
Titel und
Signatur.

Dienstag, 8. September 2015

Babylon

Babylon


Mit Wortsteinen
einen Turm gebaut
um das Schweigen Gottes
um die blinden Augen der Zeit
auf Satzleitern
emporgestiegen ins Lichtlose
im Dunkel tastend Wort auf Wort gesetzt
und augenlos und jedem Bild verborgen
und nur gehalten von Gedankenseilen
bewahrt von Ruf und Gegenruf
vor dem Sturz in die Tiefe
über dem letzten gemeinsam
gesprochenen Wort
der Ewigkeit
eine Fackel
entfacht –
nachtentgegen
gefallen
vergessen
verloren
jedes Wort
das sich
einem Wort
zuspricht

Donnerstag, 3. September 2015

Maja

Maja


Tausend Fäden weit
spinnt das Leben sein Netz umgarnt
Sterne Irrlichter Tautropfen
gefangen scheinen sie
uns die Wege zu verweisen
und gleich gültig scheinen uns Wegverwaisten
die Pfade wie die Lichter:
Gelichter
im mittelosen Netz
des Seins. Es rettet uns
kein verloschenes Licht
kein verbotener Weg
kein falscher Schritt. Wir
rufen nach Ariadne berechnen
die Wahrheit beten
um Erleuchtung
und Liebe – sie
sind nicht gefangen im Netz
sind kein Funke im Licht und
nicht zu finden auf den Wegen
des Lebens – es sei denn
vielleicht
wir gingen jeden Weg
und prüften jedes Licht –

denn mit aller Welt ist die Hoffnung
dem Leben ins Netz gegangen
die uns zu jedem Weg verführt
und zu jedem Licht lockt
vor der es keine Rettung gibt
als den Sturz
aus dem Netz

Dienstag, 1. September 2015

RONDO

RONDO


Die alten Geigen fiedeln neue Zeit
Und spielen auf zu ewiger Gegenwart:
Die Zukunftslieder sind Vergangenheit.
Kein Weg zurück. Ein Jemand schreit.
Die Kinder schlafen nicht.
Die Bösen tanzen

Und rund und rund. In seinen Läufen
Unaufgehalten treibt ein Feuersturm
Viel Menschen in den Tod und Rauch steigt auf
Zum schwarzen Himmel unter dem sich schneller dreht
Der Mörder altes Ringelspiel

Wohin denn ihr? Längst hat die Sonne
Euer Fleisch verbrannt und die Erde zu Staub.
Dort wächst kein Gras mehr, wo der Regen fällt.
Auf tote Meere sinken schwere Nebel.
Von nassen Buchen taumelt
Graues Laub

Und rund und rund in seinen Läufen.
Schon fast vergessen trieb ein Feuersturm
Viel Menschen in den Tod und Rauch stieg auf
Aus Schloten deren Hitze knisternd dreht
Der Asche dunkles Ringelspiel

Als irrte Mord im Kreis. Im Kreis
Von Tag und Nacht und leeren Asphaltstraßen.
Kadaver spült der Fluss ins Meer.
Kadaver trägt das Meer an Land.
Die Sieben Raben hacken müde in den Wunden
Der Leichen im schwarzen Sand

Und rund und rund in seinen Läufen
Unaufgehalten treibt das Feuerrad
Mehr Menschen zu dem Tod und Rauch steigt auf
Zum Gott für den sich diesmal dreht
Der bösen Führer Ringelspiel. Indessen können

Die Feueröfen jener Zeit
Besichtigt werden jederzeit
Solange noch Zeit ist.

DA CAPO AL FINE

Montag, 31. August 2015

Die Tage von Aranjuez

Die Tage von Aranjuez


Unsere sonnenuhrbemessene Zeit
wird zurückverlangt in die Nacht
und jeder Eiskristall in unsern Augen
der uns vergeht in der Wärme der Sonne
stirbt uns als Träne
im Herzen der Finsternis:
Eine Perle aus Eis um einen Sonnenfunken
Erinnerung.
Für jede Zeit, die wir der Sonne schulden
erfriert unser Herz in der Nacht
und wärmesuchend tasten Hände und Augen
nach dem Schimmer vergangenen Lichts
und finden nur den Eishauchglanz der Perlen
der uns Betrogenen die Nacht erhellt
bis uns keine Sonne
mehr wärmen kann.
Wir leben nur die Stunden
auf die kein Schatten fällt und leben nur im Licht
aber die Zeit des Lichts ist bemessen
und seine Ewigkeit
ein Gefängnis
in der Nacht.

Sonntag, 28. Juni 2015

Der Bewahrer

Der Bewahrer


Bedenkt, was ihr sagt!
Kein Wort
Geht verloren
keine
Stimme.
Die Bilder
hallen zu mir
von den Wänden –
gibt es
kein Bild das
nicht Abbild
ist
keines
das
schweigt?

Bedenkt, was ihr sagt!
Jemand
könnte es hören
immer
und immer wieder
jemand könnte
geistblind
worttaub
verstummen.

Der Bewahrer
hatte nichts
zu sagen
sagt ihr, der Bewahrer
war leer wohl
am Ende
wir
die wir dürsteten
haben ihn
getränkt
mit unseren Gedanken
mit unseren Worten
mit unseren Stimmen und
blieben doch
unbenannt.

Der Bewahrer
ist zersprungen
werdet ihr sagen und
der Brunnen –
war er nicht reich?
Ein schlechter Bewahrer
werdet ihr
sagen.
Bedenkt, was ihr sagt!

Samstag, 13. Juni 2015

Burgfried

Burgfried

Keine Aus-Sage würde sie mehr preisgeben, keine. Ein feste Burg ist unser Gott.
Ausgesagt.
Nur kein Gefühl mehr in die Rüstung eines Wortes zwängen, kein Wort mehr mit der Lanze der Bedeutung versehen, keins mehr auf das Pferd der Verlautung setzen, keinem mehr das Banner ihres Namens anvertrauen, unter das sie sich hätten scharen können zum Satz.
Nicht, da nun die Felsen spöttische Steinschlagschritte zurückträten vor der verbindlich sinkenden Zugbrücke, ihre Aussage-Ritter dem Fall überantwortend, in dem sie, sich an den Händen haltend, eine Kette bildeten, geschmiedet aus der Klage des Akkusativs, der Schwerkraft des Dativs, der Ausweglosigkeit des Genitivs, der Unbeugsamkeit des Nominativs, und schon im Fall erklängen die unvermeidbaren Fragen der Echos der Rufe der fallenden Ritter: Wen? Wem? Wessen? Wer?
Von den Echos gelockt und auf der falschen Seite des Abgrunds, ihr gegenüber, bezögen die Fragen jetzt Stellung, oder wäre es die richtige Seite? Sie versammelte die rechten Antworten um sich zur linken Hand, aber nicht in den Kampf schickte sie sie, in den sie immer noch wollten, geharnischt über die Zugbrücke, die sie vielmehr hochkurbelte diesmal, schwitzend vor Angst, denn noch immer hätten die Felsen, eben noch sich entziehend, zurückstürzen können zu ihrer Macht, und sie erinnerte sich, wie einst ihre Antworten die feindlichen Heere der Fragen niedergemetzelt, die keine Chance gehabt hatten mit ihren Fragezeichen-Peitschen gegen die blitzenden Ausrufezeichen-Schwerter der Antworten.
Damit die Fragen sicher wären vor der Wahrheit, sperrte sie ihre Antworten in den Schuldturm, drehte den Schlüssel dreimal herum und lief, den verdrehten, unbrauchbar gewordenen Schlüssel in den Burggraben zu werfen, und während der Schlüssel sich immer noch in die Tiefe schraubte, überhörte sie die Stellung der Fragen, lauschte.
Der Schlüssel fiel, echolos zum Glück.
Hoch über ihr verband die Zugbrücke das Schloss mit einem nicht zurückweichenden Himmel, leitergleich.
Sie beobachtete die auf- und niedersteigenden Engel, setzte ihren Fuß auf die erste Leitersprosse, griff schon nach der sechsten, stieg hinauf, sah hinunter, schwindelfrei.
Kein Wort würde sie mehr besagen.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Nov, 19:16

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Burgfried
Contradictio
Das lange Lied vom langen Sterben
Das Mädchen und der Tod
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